Die zunehmende Einspeisung von Strom aus den erneuerbaren Energieträgern Wind und Sonne stellt das Stromnetz vor große Herausforderungen: Die Einspeisung schwankt sehr stark, da Wind und Sonne kommen und gehen. Im Stromnetz muss aber immer genau so viel Strom erzeugt werden, wie verbraucht wird.
Das Versorgungsgebiet des niederösterreichischen Netzbetreibers ist hier besonders gefordert, da ein Großteil der österreichischen Windkraftanlagen im Osten des Landes steht. An manchen Tagen wird sogar deutlich mehr Strom aus Wind erzeugt, als im Versorgungsgebiet verbraucht wird. Dieser Effekt wird sich in den nächsten Jahren noch verstärken.
Die Netz NÖ GmbH, eine 100 %-Tochter der EVN AG, wird daher eine Großbatterie mit einer Leistung von 2,5 MW und einer Kapazität von 2,2 MWh einsetzen. Dabei werden die gleichen Lithium-Ionen Batterien zum Einsatz kommen, wie sie auch in Elektroautos verwendet werden.
Im Bild von links: Prottes Bürgermeister Karl Demmer, LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds Theresia Vogel und EVN Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz
„Wir forschen hier – in direkter Nähe zum ertragsstärksten Windpark der EVN – daran, wie wir moderne Batteriespeicher dazu nutzen können, die schwankende Erzeugung von Wind und Photovoltaik sicher in unser Stromnetz zu integrieren. Damit der Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung und die Versorgungssicherheit Hand in Hand gehen“, erläutert EVN Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz.
Die Batterie steht im Umspannwerk Prottes, Bezirk Gänserndorf, gleich neben dem im Jahr 2015 in Betrieb genommenen EVN Windpark.
„Niederösterreich erzeugt 100 Prozent seines Strombedarfs aus Erneuerbaren Energien. Dies gelingt aber nicht zu jeder Tages und Nachtzeit. Deshalb wollen wir hier mit Speicherprojekten wie hier in Prottes die Unabhängigkeit und Versorgungssicherheit weiter ausbauen“, so LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf.
Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds, sieht in innovativen Speicherkonzepten den Schlüssel zur erfolgreichen Energiewende: „Batteriespeicher optimieren das Lastmanagement und steigern damit die Effizienz Erneuerbarer Energie. Das gewährleistet letztlich eine sichere und flexible Energieversorgung auf Basis von erneuerbaren Energien. Wir brauchen rasch funktionierende Lösungen und die Großbatterie in Prottes ist ein wichtiger Schritt. Partner wie die EVN sind großartige Wegbereiter, weil sie Energieinnovationen in der Praxis umsetzen.“
Im begleitenden Forschungsprogramm „BatterieSTABIL“ werden gemeinsam mit dem Institut für Energiesysteme und Elektrische Antriebe der TU Wien und dem Austrian Institute of Technology (AIT) die Möglichkeiten, die eine Batterie zur Netzstabilisierung bietet, wissenschaftlich untersucht. Hier stehen vor allem die Vorteile gegenüber konventionellen Kraftwerken im Mittelpunkt: die rasche Reaktionsmöglichkeit innerhalb weniger Sekunden bei Netzschwankungen, sowie die Möglichkeit mehrere Funktionen gleichzeitig auszuführen (multimodaler Betrieb).
Ziel ist es, mit der Batterie ein kleinen Beitrag zu leisten, um trotz verstärkter Einspeisung von Strom aus Wind und Sonne die hohe Stromqualität beizubehalten – zum Nutzen der Kunden“, so Szyszkowitz. „Aufgrund der derzeit hohen Kosten werden Batterien das Speicherproblem von großen Strommengen nicht lösen, können aber jetzt schon eine Teillösung zur Netzstabilisierung sein“.
Das System ist auch schwarzstartfähig, das heißt der Batteriespeicher kann bei einem Blackout zum Wiederaufbau der Stromversorgung dienen. Auch das wird bei einem Feldversuch gemeinsam mit einem Windrad getestet.
Zahlen, Daten & Fakten zur Batterie: · Investitionsvolumen: ca. 3 Mio. Euro, · Inbetriebnahme: November 2017, · Leistung: 2,5 MW – das würde für über 600 Haushalte reichen, · Kapazität: 2,2 MWh – damit kann ein durchschnittlicher Haushalt über ein halbes Jahr mit Strom versorgt werden, · Batteriezellen: 14.112 Lithium-Ionen Akkuzellen in 504 Modulen