Europäische Länder mit einem starken Industriesektor und hohen Exportanteilen wie Deutschland und Österreich beginnen in neue, innovative und klimaneutrale Technologien für grünen Stahl, grüne Chemikalien und allgemein für einen niedrigen Kohlenstoff-Fußabdruck ihrer Produktion zu investieren. Dieser Wandel wird nicht nur hohe Investitionen erfordern, sondern auch Verfahren und Technologien, die weitgehend von der Bereitstellung großer Mengen an grünem Wasserstoff und grünem Strom abhängen.
Diese Mengen werden zu einem großen Teil aus Importen und Partnerschaftsprojekten stammen. Investitionen in die Dekarbonisierung der europäischen Industrie bedeuten daher auch Investitionen in internationale Projekte für erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff – immer unter der Berücksichtigung sozialer und geografischer Gegebenheiten. Wie auch Dr. Fatih Birol, Exekutivdirektor der Internationalen Energieagentur (IEA), ausführt: mögliche Partner und Exporteure werden ebenfalls erneuerbare Energie und grünen Wasserstoff benötigen.
Das österreichische Parlament hat kürzlich ein 5,7 Milliarden Euro schweres Budget für die Transformation der Industrie bis 2030 beschlossen (“Klima und Transformationsoffensive für Österreichs Industrie”). Die EU hat eine “Global gateway”-Strategie festgelegt, mit der Investitionen in Höhe von 300 Milliarden Euro mobilisiert werden sollen, sowie eine “External energy engagement”-Strategie, die sich an unsere Nachbarn richtet und die Entwicklung eines für beide Seiten vorteilhaften Marktes für grünen Wasserstoff und einer Verkehrsinfrastruktur fördert. Deutschland ist führend mit Thyssen-Krupp, das derzeit einen 2000-MW-Elektrolyseur im 5000-MW-PV-Park NEOM in Saudi-Arabien baut, und seit kurzem mit dem neuen Flaggschiff-Kooperationsprojekt HYPHEN in Namibia, das auf eine Elektrolyseur-Kapazität von 6000 MW für die Produktion von grünem Wasserstoff und Ammoniak abzielt.
Können österreichischen Unternehmen mit dieser Entwicklung mithalten?
Ist das Projekt eines Wasserstoffkorridors Tunesien-Italien-Österreich eine Perspektive für eine umfassendere Energiewende-Partnerschaft zwischen Österreich und Tunesien? Wie kann der institutionelle Rahmen verbessert werden, um Energiewendepartnerschaften bestmöglich zu unterstützen und die neuen Instrumente und Strategien des EU Green Deal zu nutzen? Entscheidend für den Erfolg wird sein, ob die europäische Politik und die Unternehmen in der Lage sind, unseren Nachbarn eine neue und faire Green-Deal-Partnerschaft anzubieten. Dies würde bedeuten, dass wir uns nicht nur auf die Nutzung und den Export der enormen Solar- und Windressourcen in die europäischen Märkte konzentrieren, sondern dass wir eine für beide Seiten vorteilhafte soziotechnologische Zusammenarbeit eingehen, die auch zu einem nachhaltigen wirtschaftlichen und sozialen Wandel in den Partnerländern des Südens beitragen kann.
Was sind die Vorteile der beiden Beispiele von Namibia und Tunesien?
Das österreichische Chapter des Club of Rome hat die Reflexion über die Rolle von Energiewendepartnerschaften zur Förderung des Pariser Abkommens mit der Konferenz “Energiewende über Österreichs Grenzen hinaus” im September 2021 begonnen, gefolgt von “Energiewende für alle – wie viel Energie für eine Netto-Null-Wirtschaft?” im Juni 2022. Bei dieser dritten Konferenz liegt der Schwerpunkt auf der Erörterung und Förderung konkreter Maßnahmen und Partnerschaften.
Datum und Ort:
30. Januar 2023, 9:00 Uhr bis 12:00 Uhr
Reitersaal der OeKB
Strauchgasse 3, 1010 Wien