04 Jul 2016
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Autor:
red/ag
/ FORUM Wasserhygiene/APA-Fotoservice/Preiss
Obwohl die Wasserversorger den Österreichern ausreichend hochwertiges Trinkwasser zur
Verfügung stellen, hat die Wasserqualität laut dem FORUM Wasserhygiene (FWH) in den
Häusern und Wohnungen deutlich abgenommen. „Die Menschen realisieren nicht, dass auch
Wasser ein Ablaufdatum hat und dass sie vom Wasserzähler bis zum Zapfhahn selbst
verantwortlich sind“, meint der Präsident des FWH, Herbert Wimberger. Für die Initiative zur
Verbesserung der Trinkwasserinstallationen in Gebäuden hat er nicht nur die relevanten
wissenschaftlichen Partner und die Firmen BWT, IMI, REHAU, Transhelsa und WimTec
gewonnen, sondern auch die Bundesinnung der Sanitärtechniker (Installateure) und viele weitere
Verbände und Institutionen.
Foto: v.l.n.r. O. Assadian, H. Wimberger, W. Zerobin
Wasser kann laut Univ.-Prof. Dr. med. Ojan Assadian, Präsident der Österreichischen
Gesellschaft für Krankenhaushygiene, unter bestimmten Voraussetzungen zum Überträger von
Krankheitserregern werden. Im Jahr 2014 erkrankten der Nationalen Referenzzentrale für
Legionella-Infektionen zufolge 133 Menschen in Österreich an der Legionärskrankheit, etwa jeder
10. stirbt an den Folgen dieser schweren, durch sogenannte Legionellen hervorgerufenen
Lungenentzündung. Diese Süßwasser-Bakterien können sich im Warmwasser vermehren und
z.B. beim Duschen über feinste Wassertropfen (Aerosole) eingeatmet werden. Die Dunkelziffer
an Erkrankungen ist laut Experten sowie belegten Legionellen-Ausbrüchen in Deutschland sogar
deutlich höher.
Ältere und Kinder besonders gefährdet
Laut den Experten liegt die Kontaminationsquelle des Trinkwassers zumeist im hauseigenen
Netz. Besondere Schwachpunkte sind selten benützte Wasserabgabestellen mit stagnierendem
Wasser, Wasserspeicher mit für Bakterien günstigen Wachstumstemperaturen, oder mangelhaft
gewartete Filtersysteme. Laut Univ.-Prof. Assadian sind immungeschwächte Personen wie ältere
Menschen, Kinder, Sportler oder Patienten in einer Pflege- oder Gesundheitseinrichtung einem
höheren Infektionsrisiko ausgesetzt. Erhöhtes Risiko bestünde auch saisonbedingt bei Hotels
sowie nach der Ferienzeit in Schulen, Kindergärten und Tagesstätten.
Drei Schritte zu hygienisch einwandfreiem Trinkwasser
Um die Wasserqualität im Haus zu erhalten, empfiehlt das FWH:
1. Stagnierendes Wasser durch Freispülen vermeiden,
2. Kaltwasser auf maximal 20 Grad, Warmwasser auf mindestens 55 Grad Celsius temperieren,
3. für eine regelmäßige Wartung und Reinigung der Installationen, z.B. der Brauseköpfe und
Schläuche, durch professionelle Sanitärtechniker sorgen.
Gerade beim Neubau ist auf eine risikominimierende Planung der Wasser-Installation und –
Erwärmung durch Fachleute zu achten.
„Unsere Probleme mit der Trinkwasserqualität sind in erster Linie ‚hausgemacht’“, konstatiert
Wimberger und ergänzt „wir Österreicherinnen und Österreicher sind offensichtlich beim
Einhalten des Serviceintervalls für unser Auto deutlich pflichtbewusster als bei der Wartung
unserer Trinkwasseranlagen.“ Er will mit dem FORUM Wasserhygiene „aufrütteln, damit wir
unser wichtigstes Lebensmittel wieder mehr wertschätzen und bedenken, wie verletzlich wir
sein können, wenn wir unser Trinkwasser schlecht behandeln“.