12 Jun 2017
/
Autor:
red/ag
/ kainz-pictures.at
Mehr als 300 hochrangige Entscheidungsträger der österreichischen Politik und Wirtschaft trafen sich beim erstmals veranstalteten DisAbility Confidence Day, der auf Initiative von myAbility ins Leben gerufen wurde. Der DisAbility Confidence Day schafft Bewusstsein für den vielfach unterschätzten Wirtschaftsfaktor DisAbility und steht für den selbstverständlichen Umgang mit dem Thema Behinderung.
Am Podium des Studio44 der Österreichischen Lotterien waren mit Bettina Glatz-Kremsner, Julian M. Hadschieff, Robert Zadrazil, Frank Hensel, und Peter J. Oswald einige der wichtigsten Firmenchefs des Landes vertreten.
„Fünfzehn Prozent der Europäischen Bevölkerung haben eine Behinderung, alleine in Österreich ist das eine riesige Zielgruppe von 1,3 Millionen Menschen. Wir freuen uns, dass immer mehr Unternehmen beginnen, diese riesige Gruppe als Erfolgsfaktor zu erkennen und sich strukturiert und strategisch an ihren Bedürfnissen zu orientieren. Von einer chancengerechten und barrierefreien Wirtschaft profitiert die ganze Gesellschaft“, erklärt Gregor Demblin, Gründer von myAbility.
„Ich habe mich schon an mehreren Mentoringprogrammen für Menschen mit Behinderung beteiligt und es jedes Mal als eine große persönliche Bereicherung erlebt. Grundsätzlich ist es wichtig und für den Erfolg eines Unternehmens wesentlich, auf die Potentiale aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzugehen, gleichgültig, ob mit oder ohne Behinderung. Deswegen freue ich mich sehr, dass wir gemeinsam mit Gregor Demblin und seinem Team eine so hochkarätige Runde zu diesem Zukunftsthema bei uns im Haus versammeln konnten“, erklärt Bettina Glatz-Kremsner, Vorstandsdirektorin Casinos Austria und Österreichische Lotterien.
Best Practices, Erfahrungen und Zukunftstalk zum demografischen Wandel in Europa
Nach der Begrüßung durch AMS Vorstand Johannes Kopf teilte Julian M. Hadschieff, Vorstandsvorsitzender der PremiQaMed Group und selbst stark seheingeschränkt, in seiner einleitenden Keynote persönliche Erfahrungen. Sein Fazit „Die Barrieren in den Köpfen der Gesellschaft sind die größte Einschränkung für Menschen mit Behinderung. Aber mit einem positiven Umfeld, Zuversicht und Entschlossenheit kann man diese erfolgreich überwinden.“
Diese Einschätzung teilten auch Frank Hensel, Vorstandsvorsitzender REWE International AG, und Robert Zadrazil, Vorsitzender des Vorstandes UniCredit Bank Austria AG, die im Praxisteil spannende Einblicke in die erfolgreiche Umsetzung der DisAbility-Strategien ihrer Unternehmen gaben. In beiden Fällen war einer der ersten Schritte die Sensibilisierung der Belegschaft für DisAbility und Barrierefreiheit. Die Beweggründe, sich auf höchster Ebene mit dem Thema auseinanderzusetzen sind auch klar wirtschaftlicher Natur: „Als größte Bank Österreichs wollen wir Angebote schaffen, die auf die Bedürfnisse von allen Kundinnen und Kunden eingehen und damit für alle Menschen wählbar sein. Wir übererfüllen alle gesetzlichen Quoten und beschäftigen mittlerweile über 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderungen“, so Zadrazil. Das ungenutzte Potenzial an Arbeitskräften war auch für Rewe einer der ausschlaggebenden Gründe, sich mit DisAbility zu beschäftigen: „Wir sind konstant auf der Suche nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Daher haben wir uns intensiv und strukturiert damit auseinandergesetzt, wie wir uns hier bestmöglich aufstellen können. Derzeit arbeiten 500 Menschen mit Behinderungen bei uns, bis 2020 sollen es bereits 800 sein.“, so Hensel.
Im anschließenden CEO Zukunftstalk diskutierte Moderatorin Ani Gülgün-Mayr von ORF III mit Gastgeberin Bettina Glatz-Kremsner, Peter Oswald, CEO of Mondi Group und Sabine Weber-Treiber, Mitarbeiterin der Erste Group Bank, über die wachsende Bedeutung dieser Gruppe vor dem Hintergrund des demografischen Wandels in Europa und konkrete Erfahrungen im jeweiligen Unternehmen. Als sich nach einem Autounfall eine Querschnittslähmung abzeichnete war für Sabine Weber-Treiber die Unterstützung ihres Arbeitgebers eine große Erleichterung.
Aus Sicht von Mondi steht die Beschäftigung mit DisAbility in logischem Zusammenhang mit Arbeitssicherheit und Gesundheit: „Wir sind schon lange gut darin, arbeitsbedingte Behinderungen durch Unfälle zu verhindern. Gleichzeitig haben wir in Einzelfällen schon für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach Unfällen oder Krankheiten Arbeitsplätze angepasst, daher macht es für uns großen Sinn, das Thema auf einer strategischen Ebene aufzugreifen“, so Peter J. Oswald.
myAbility-Gründer Gregor Demblin wies zum Abschluss nochmals auf die internationale Dimension des Themas und das Potenzial eines wirtschaftsgetriebenen Ansatzes hin: „Letztendlich weisen wir auf Menschen hin, die meist vergessen werden. Dabei bringt DisAbility Confidence Vorteile für alle Beteiligten, wie die Vermeidung von Langzeitkrankenständen und Burnout oder das Erschließen neuer Zielgruppen. Die Nachfrage nach Expertise in diesem Zukunftsbereich wächst auch international stark, daher wird es myAbility noch heuer auch in Deutschland und in der Schweiz geben.“
Beim anschließenden Networking wurden u.a. gesehen:
Andreas Treichl, Vorsitzender des Vorstands Erste Group
Claus Raidl, Oesterreichische Nationalbank
Hansjörg Hofer, Behindertenanwalt
Rudolf Hundstorfer, Bundesminister a.D.
Maria Rauch-Kallat, Bundesministerin a.D.
KR Martin Essl, Stifter Essl Foundation
Martin Halama, Head of Corporate Communications UniCredit Bank Austria
Benedikt Spiegelfeld, Partner CHSH
Alexander Kopecek, Wien3420
DisAbility Confidence: moderner, selbstverständlicher Umgang mit Behinderung
Der DisAbility Confidence Day wird organisiert von myAbility, einem sozialen Beratungsunternehmen mit dem Ziel, eine Gesellschaft zu schaffen, in der 15 Millionen Menschen mit Behinderung im deutschen Sprachraum ihre Potentiale voll entfalten können. DisAbility Confidence bedeutet, dass Unternehmen selbstverständlich, wertschätzend und auf Augenhöhe mit den Bedürfnissen ihrer MitarbeiterInnen und KundInnen mit Behinderung umgehen können – in dem Bewusstsein, dass es sich dabei um eine wichtige Zielgruppe handelt. DisAbility Confidence ist die Basis für eine chancengerechte Gesellschaft.