02 Okt 2018
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Autor:
red/ag
/ Pawel Gruszkiewicz
In dieser Multi-Stakeholder-Konferenz stellten etwa 20 VertreterInnen aus Politik, Wirtschaft, Bildung und Universitäten die konkreten Initiativen ihrer jeweiligen Organisation und Institution zum „SDG 9“ (Industrie, Innovation und Infrastruktur) vor. Initiator der Veranstaltungsreihe ist die Social City Wien sowie die mit ihr verbundene Impact Finance Organization (imfino) und UNIDO. Weitere Partner sind die Wiener Bildungsakademie, der Dachverband der Wiener Sozialeinrichtungen, sowie Erste Bank und LUKOIL.
Social City 2 vlnr: Kai Bethke (UNIDO), Emil Diaconu (Social City), Robert Gulla (LUKOIL) und Marcus Schober (Wiener Bildungsakademie)
Kai Bethke, Direktor External Relations der UNIDO, und Martin Nesirky, UNIS, unterstrichen die Notwendigkeit, die UNO als Organisation näher an die Stadt und die Stadt näher an die UNO zu bringen. „Die Nachhaltigkeitsziele sind im Bewusstsein und in den Herzen der Menschen noch nicht ausreichend verankert“, so Bethke. „Speziell das SDG 9 mit seinem Wirtschaftsschwerpunkt sei von zentraler Bedeutung für die Umsetzung aller SDGs. Unternehmen bräuchten Wissen und Fertigkeiten, um die SDGs zu erreichen“, betonte Nesirky.
Emil Diaconu, Geschäftsführer der Social City Wien, unterstrich den Wiener Aspekt der SDGs: „Wir sind sehr stolz, mit der UNIDO in Wien konkrete Zukunftsvisionen der Bevölkerung und insbesondere jungen Menschen zu vermitteln. Dabei sei es wichtig, die Ziele nicht nur jeweils einzeln zu betrachten, sondern zusammenhängend und interdisziplinär.“ Die bevorstehende Wiener Deklaration ist als konkreter Maßnahmenplan zu verstehen und umzusetzen. Diaconu verwies in diesem Zusammenhang auf die Aktivitäten der Social City, wo man sich seit Jahren im Rahmen von Projekten wie den Stadtmenschen Wien und dem österreichischen Jugendfriedenspreis mit den SDGS auseinandersetzt.
Günther Benischek (CEO, Erste Bank und Sparkassen) definierte die SDGs ausdrücklich als essenziele Ziele, deren Erreichung höchste Priorität eingeräumt werden müsse. Die Anstrengungen müssten aber intensiviert werden, um diese Ziele bis 2030 wirklich zu erreichen. Die Erste Bank habe die SDGs in ihrem Geschäftsbericht und stelle ihre Investitionsportfolios generell nach Kriterien zusammen, die Unternehmen mit negativer SDG-Bilanz ausschließen. Benischek regte an, die momentan günstigen Kreditbedingungen auszunutzen, um in konkrete Projekte mit SDG-Bezug zu investieren.
Robert Gulla (CEO LUKOIL Holding) unterstrich ebenfalls die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit der SDGs: „Der aktuellen LUKOIL CSR-Bericht baut bereits auf den SDGs auf. 2018 wird es auch erstmalig einen eigenen CSR-Bericht für Österreich geben. Außerdem wurden in den vergangenen Jahren bereits Kooperationen mit wissenschaftlichen Einrichtungen wie der Montanuniversität Leoben etabliert. Das Ziel: gemeinsam neue Technologien und Innovationen im Bereich Energieeffizienzsteigerung zu erarbeiten. Darüber hinaus investieren wir auch in die SDG-Weiterbildung unserer Mitarbeiter.“
Im Bildungsbereich wurden Digitalisierung und der breite Zugang zu Netzwerken und innovativer Technologie als wichtiger Teilbereich von SDG 9 hervorgehoben. Hier wurden SDG-relevante Digitalisierungsinitiativen z.B. von der TU Wien vorgestellt, deren E-learning Programm “MOOCs“ Bildung für alle zugänglich machen soll.
Nachhaltige und soziale Innovationen
Als Best-Practice-Beispiel für Digitalisierung in Bildungseinrichtungen stellte Doris Vickers von der Volkshochschule eine 3-D Brille vor, die es ab dem Herbstsemester 2018 ihren Nutzern, die krankheitsbedingt nicht vor Ort sein können, die virtuelle Teilnahme an Kursen ermöglicht. Die Brillen werden von der Wiener Volkshochschulen zur Verfügung gestellt.
Als Vertreter der Wiener Bildungsakademie wies Marcus Schober auf die Notwendigkeit hin, SDG-relevante Inhalte in Lehrpläne zu integrieren, merkte aber auch selbstkritisch an, die WBA habe derzeit nur zwei Bildungsangebote mit SDG-Bezug im Angebot. Dies solle sich aber in Zukunft ändern.
Als Repräsentantin des mehr als 80 Organisationen verbindenden Dachverbands Wiener Sozialeinrichtungen mahnte Eva-Maria Luger an, bei allem Augenmerk auf die Wirtschaft dürfe die soziale Komponente nicht zu kurz kommen. Infrastruktur sei für alle Menschen gleichermaßen relevant und insbesondere ältere Menschen müssten bei der Digitalisierung berücksichtigt werden, damit sie den Anschluss nicht verlieren.
SDG-Fahrplan für Wien
Die Kernpunkte der SDGs umfassen 17 Nachhaltigkeitsziele mit ihren 169 Unterzielen, die von der UN im Rahmen der 2030 Agenda als gemeinsamer Fahrplan in eine nachhaltige Zukunft vorgestellt wurden. Im April 2018 bekräftige Bürgermeister Michael Ludwig das Commitment für die Umsetzung der SDGs in Wien. Im Mai wurde dann von der Social City und ihrer Tochter imfino der “imfino news wire“, eine innovative Medienplattform mit SDG-Fokus, offiziell vorgestellt. Den Abschluss der Solutions Talks-Reihe wird dann die Verabschiedung einer „Wiener Deklaration“ darstellen, in der die unterschiedlichen Stakeholder sich ausdrücklich zur Umsetzung und Ausgestaltung der SDGs in konkreten Projekten verpflichten.