28 Jun 2019
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Autor:
red/ag
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Dass die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten auch die Kapitalmärkte erreicht hat, sieht man vor allem am enormen Zuwachs von Nachhaltigen Geldanlagen und verantwortlichen Investments. Diese Zuwächse sind zum einen auf eine vermehrte Umstellung konventioneller Geldanlagen auf nachhaltig und die Auflegung neuer nachhaltiger Produkte am Markt zurückzuführen. Ein weiterer Grund ist die verbesserte Datenlage durch eine breitere Abdeckung der Finanzakteure, die Daten für den vorliegenden Bericht bereitgestellt haben.
Ein genauerer Blick auf die Nachhaltigen Geldanlagen offenbart, dass das Volumen nachhaltiger Investmentfonds weiterhin beachtlich anstieg (9,89 Milliarden Euro) und ein Wachstum von 19 Prozent zum Vorjahr generierte. Nachhaltige Mandate nahmen jedoch im selben Zeitraum um satte 77 Prozent zu - und sind somit erstmals um 1,27 Milliarden Euro größer als Nachhaltige Investmentfonds. In der Summe machen nachhaltige Investmentfonds und Mandate bemerkenswerte 12,8 Prozent des gesamten österreichischen Investmentfondsmarktes aus – und haben damit zweifelsfrei die Nische verlassen.
Ausschlüsse und Best-in-Class Ansatz weiterhin beliebteste Anlagestrategien
Um Geldanlagen nachhaltig zu gestalten, werden verschiedene Strategien und Anlageprozesse zu Rate gezogen. Ausschlüsse (rund 21 Milliarden Euro) und der Best-in-Class Ansatz (20 Milliarden Euro) bleiben weiterhin die am häufigsten angewandten Anlagestrategien. Jedoch rücken vermehrt die ESG-Integration (+159 Prozent) und die Stimmrechtsausübung (+123 Prozent) in den Fokus der Anleger und erreichten Wachstumsraten im dreistelligen Bereich. Als einzige Anlagestrategie erfuhren die Themenfonds einen Rückgang im Volumen um 30 Prozent zum Vorjahr.
Der Ausschluss von Kohle bleibt in diesem Zusammenhang eines der Haupt-Ausschlusskriterien und erreichte dieses Jahr den ersten Platz: circa 96 Prozent aller nachhaltigen Fonds und Mandate schließen Unternehmen, die Kohle fördern oder verstromen aus ihrem Portfolien aus. Weitere Ausschlusskriterien für den österreichischen Investor sind Waffen und Rüstungen, Kernenergie aber auch Arbeitsrecht- und Menschenrechtsverletzungen. Betrifft eine mögliche Investition Staaten, so spielen die Todesstrafe, Diktaturen, Korruption, die Nichtratifizierung von Umweltkonventionen und die Förderung von Kernenergie eine wesentliche Rolle im Ausschluss aus den Investitionsportfolien.
Institutionelle Anleger sind zentrale Akteure
Nachhaltige Geldanlagen werden entweder von Privatanlegern oder institutionellen Investoren getätigt: Auch wenn beide Anlegertypen ein ähnliches jährliches Wachstum verbuchen konnten, so sind die institutionellen Anleger weiterhin die zentralen Akteure: 80 Prozent der Investitionen in nachhaltige Fonds und Mandate sind auf institutionelle Anleger zurückzuführen. Diese Investoren umfassen vor allem kirchliche Institutionen, Versicherungen und Versorgungseinrichtungen, wobei letztere die in Österreich größten und bedeutendsten nachhaltigen Anleger sind. „Insbesondere die österreichischen Vorsorgekassen sind ein elementarer Akteur für nachhaltiges und verantwortliches Investment, auch in diesem Jahr nehmen sie mit 52 Prozent Rang 1 ein, dicht gefolgt von den Versicherungen“ fasst Wolfgang Pinner, Stellvertretender FNG-Vorstandsvorsitzender und Leiter für Österreich zusammen.
Doch wie steht es um die Zukunft des nachhaltigen Kapitalmarktes? Vor diesem Hintergrund befragte das FNG zentrale Teilnehmer und erbat eine Prognose. Die große Mehrheit (57 Prozent) der Befragten geht von einem Wachstum von 15 Prozent für das Jahr 2019 aus, jeder Dritte prognostiziert sogar ein Wachstum von bis zu 30 Prozent. Als Schlüsselfaktoren für ein zukünftiges Wachstum werden vor allem die Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen, wie die erwartete Umsetzung des EU-Aktionsplans zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums und die starke Nachfrage der institutionellen Investoren gesehen.
Neue Methodik hat sich bewährt
Insbesondere vor dem Hintergrund der regulatorischen Entwicklungen auf europäischer Ebene hat sich die im vergangenen Jahr eingeführte Methodik zur differenzierten Bestandsaufnahme des nachhaltigen Anlagemarktes bewährt. Die Unterscheidung zwischen verantwortlichen Investments, bei denen die ESG-Kriterien auf institutioneller Ebene festgelegt sind, und Nachhaltigen Geldanlagen, bei denen die ESG-Kriterien in den Produktdokumenten festgeschrieben sind, läuft mit der geplanten EU-Gesetzgebung konform. Sie stellt dadurch sicher, dass der Marktbericht des FNG auch zukünftig ein umfassendes und belastbares Bild der Marktentwicklung darstellen kann.