Das österreichische Feuerfestunternehmen RHI hat es sich im Rahmen seines Nachhaltigkeitsengagements zum Ziel gesetzt, durch Bildung und Know-how Transfer die Arbeitsmarktqualifizierung junger Menschen zu forcieren. Zielgruppe waren Jugendliche im Alter von 15-18 Jahren aus Schwellenländern. Im Zuge des globalen Youth Employability Program (YEP) von 2013-2016 setzte RHI gemeinsam mit der Entwicklungsorganisation ICEP in Mexiko und der Türkei den Fokus auf strukturbildende Aktivitäten mit Multi-Stakeholder Einbindung. Seit 2016 laufen die unterschiedlichen Initiativen eigenständig und haben somit eine langfristige Breitenwirkung. RHI wurde im Juni 2017 für das YEP mit dem österreichischen Trigos Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie „Beste Partnerschaft – internationales Engagement“ ausgezeichnet.
Ziel des Youth Employability Programs: Ausbildung von qualifizierten Technikern in Schwellen- und Entwicklungsländern
RHI ist ein weltweit tätiger Anbieter von hochwertigen Feuerfestprodukten, Systemen und Serviceleistungen, die für industrielle Hochtemperaturprozesse über 1.200 °C unverzichtbar sind. Mit rund 7.500 Mitarbeitern zählt RHI rund 30 Produktionswerke und 70 Vertriebsstandorte und produziert mehr als 1,5 Millionen Tonnen Feuerfestprodukte jährlich.
Mittelständische Betriebe in Schwellen- und Entwicklungsländern wie auch RHI Werke stehen oftmals vor der gleichen Herausforderung: Sie benötigen eine überschaubare Anzahl an gut ausgebildeten Technikern, die eine reibungslose Produktion und damit die Wirtschaftlichkeit gewährleisten. Auf Grund ihrer Größe ist der Betrieb einer eigenen Lehrwerkstätte jedoch oftmals unrentabel. Das YEP hatte als Ziel, die arbeitsmarktrelevante technische Berufsbildung der Jugendlichen in Mexiko und der Türkei nachhaltig zu verbessern und dem Facharbeitermangel der lokalen Industrie, und damit auch von RHI, zu begegnen. Breitenwirksame Ausbildungskapazitäten mit Verbänden als Multiplikatoren und der Einbindung möglichst vieler Unternehmen in die Ausbildungsinitiativen tragen zur langfristigen Verbesserung der technischen Berufsbildung und zu einer erhöhten Verfügbarkeit von qualifizierten Technikern bei.
Die Projektaktivitäten wurden von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit im Rahmen einer Wirtschaftspartnerschaft zu 50% mitfinanziert. RHI stellte für die Umsetzung finanzielle und personelle Ressourcen zur Verfügung. Die auf die Umsetzung von Entwicklungsprojekten spezialisierte NGO ICEP brachte das notwendige Know-how und die Umsetzungskompetenz mit ein.
Alleine in Mexiko über 350 Lehrlinge ausgebildet
Der wirtschaftliche Aufschwung Mexikos stellt Unternehmen wie RHI vor die Herausforderung, dass qualifizierte Techniker mehr denn je gefragt sind. Das bestehende Bildungssystem ist aber nur bedingt in der Lage, dem Bedarf der Industrie gerecht zu werden. Im mexikanischen RHI Werk Ramos Arizpe, sowie in weiteren 26 Partnerunternehmen im Bundesstaat Coahuila, wurden bzw. werden daher 356 Lehrlinge unter Einbeziehung der lokalen Berufsschule sowie der Deutsch-Mexikanischen Industrie- und Handelskammer CAMEXA ausgebildet. Ziel des YEP war die Einführung der dualen Ausbildung für Elektromechaniker, Werkzeugmacher und Mechatroniker. Diese wird auch vom mexikanischen Bildungsministerium offiziell anerkannt. Weiters wurden 84 Meister als betriebliche Ausbildner und 36 LehrerInnen als Lehrlingsbetreuer in den Betrieben qualifiziert. YEP wird von Coparmex Coahuila seit Herbst 2016 eigenständig weitergeführt. Das Resultat der RHI-Initiative ist die feste Verankerung der dualen technischen Berufsausbildung im Bundesstaat Coahuila, der mittlerweile Vorzeigeregion für ganz Mexiko ist.
Türkei: Bildungscluster für praxisorientierte Berufsbildung
In der Türkei war die Einführung des dualen Ausbildungssystems aufgrund der rechtlichen Lage keine Option. Die technische Berufsbildung verlor in der Türkei in den vergangenen Jahren stetig an Attraktivität. Trotz Abschluss eines Berufsgymnasiums blieb Absolventen der Zugang zur Universität verwehrt. Mit der Bildungsreform 2012 wurde die Schulpflicht auf 12 Jahre angehoben. Dabei wurde aber weder eine betriebliche Ausbildung berücksichtigt, noch wurden die Kapazitäten der Schulen aufgestockt. Der Bedarf der Industrie an gut ausgebildeten Elektrikern und Mechanikern ist allerdings seit Jahren ungebrochen. Um die Zusammenarbeit von Industrie und Lehre zu fördern, wurde gemeinsam mit dem lokalen Projektpartner, der Stiftung TEGEV, der „Eskişehir Bildungscluster“ initiiert, in dem sich Unternehmen, Industriekammer, Unterrichtsministerium und Lehrer gemeinsam für eine bedarfsorientierte Berufsbildung engagieren. In einem Pilotlehrgang erhielten Schülerinnen und Schüler der elften Schulstufe in technischen Berufsgymnasien die Chance, ein von ihren Lehrern begleitetes Industriepraktikum zu absolvieren. MAS, ein Tochterunternehmen der RHI AG, nahm 36 von 82 Schülern auf. Zusätzlich wurden 26 Lehrer technisch und pädagogisch geschult. Auch in der Türkei wird das Projekt seit Herbst 2016 vom lokalen Bildungscluster eigenständig weitergeführt.